Was ist für Dich Karate und was verbindest Du persönlich mit dem Sport?

Lisa:
Karate bringt Menschen zusammen, die etwas Besonderes machen wollen, eine Sportart, die nicht jeder macht. Gerade weil es ein Kampfsport ist, lernt man, selbstbewusster zu sein und sich verteidigen zu können.

Judith:
Ich suchte eine Sportart, bei der mein ganzer Körper beansprucht wird. Gleichzeitig wollte ich auch etwas für den Geist. Karate bedeutet, Körper und Geist geschickt miteinander zu verbinden. Karate ist für mich auch eine Form der inneren Ruhe. Ich kann total abschalten.

Beim Karate geht es um Werte und andere Denkweisen. Man lernt viel über die japanische Kultur und Wege, die innere Mitte zu finden. Die japanischen Schriftzeichen z.B. und die schwierige Kunst des Schreibens in Japan haben etwas mit der inneren Mitte zu tun. Karate vermittelt uns eine Philosophie und eine Lebensanschauung. Die Aneinanderreihung der verschiedenen Techniken, die sogenannten Katas, haben damit zu tun.

Jede Kata ist eine Reihenfolge von fest aufeinanderfolgenden Techniken, die man erlernen muss. Die Gojushiho Sho z.B. bedeutet übersetzt: Die 54 kleine Schritte. Mit dem Erlernen einer Kata, lernt man, die Philosophie dahinter zu verstehen. Warum heißt die Kata so und wie und wann wendet man sie an? Man lernt andere Werte kennen und andere Denkweisen als die deutsche.

Was hat Dich dazu bewogen, Karatetrainer zu werden?

Lisa:
Ich wollte mein erlerntes Wissen weitergeben und zeigen wie es richtig zu machen ist. Ich wollte Kindern vermitteln, Spaß an dem zu haben, was ich bzw. was sie machen. Zudem fehlte zu der Zeit bei uns der Nachwuchs. Deshalb haben Judith und ich beschlossen, uns als Trainer anzumelden. Es war uns auch wichtig, dass der Verein jung bleibt.

Judith:
Ich arbeite gerne mit Kindern zusammen. Lisa und ich haben Kinder in unserem Verein oft beobachtet und fanden, dass sie noch weiter gefördert werden müssten. Deshalb haben wir uns gemeldet. Wir wollten mit den Kindern etwas aufbauen. Dabei lernten wir viel über die Lernweise von Kindern und gleichzeitig über uns. Wir genießen die Gemeinschaft mit den Kindern und dem ganzen Team sehr. Hier kämpft nicht jeder einfach nur für sich. Wir haben ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl.

Was aus dem Karate nimmst Du mit in Deinen Alltag oder Dein Berufsleben?

Lisa:
Ich habe gelernt, selbstbewusster aufzutreten und die Körperhaltung einzusetzen. Respekt zu zeigen heißt z.B., verlieren zu können und zu akzeptieren, dass ein anderer beim Referat einfach besser war. Man lernt, locker und ruhig zu bleiben, auch vor Wettkämpfen, um sich dann im Kampf voll und ganz zu konzentrieren. Dieses mentale Sammeln und die Konzentration dann abrufen zu können, hat mir in der Schule bei meinen Klausuren sehr geholfen.

Als ich nach der Schule in Asien bzw. auf Bali war, habe ich dort viele Parallelen zum Karate gefunden. Auf Bali zählen andere Werte als in Europa. Dort war die Lehre des Karate sehr hilfreich für mich. Ich merkte aber auch, dass Yoga einiges mit Karate gemeinsam hat, in der Philosophie und in der Schulung des Geistes.

Ausdauer und Kampfgeist ist auch etwas, das man aus dem Karate mitnimmt. Besonders beim Wettkampfsport muss man intensiv trainieren. Beim Breitensport konzentriert man sich auf die Techniken und sieht den Sport lockerer. Beim Wettkampf geht es um den Sieg. Ein Zweikampf erfordert Konzentration und Mut. Auch die Situation, vor vielen Leuten sein Können zu beweisen, ist eine besondere Herausforderung, die man im Karate zu bestehen lernt.

Judith:
Genauso gehört dazu, seinen Sieg mit allen im Team zu teilen. Sich mit einem Teamkollegen zu freuen, der gewonnen hat ist eine tolle Erfahrung. Wenn unsere Kids gewinnen, freuen wir uns sogar mehr als wenn wir selbst etwas geschafft haben. Wir fiebern mit ihnen und freuen uns mit ihnen.

Warum ist der schwarze Gürtel erstrebenswert?

Lisa:
Immer wenn man einen neuen Karategürtel bzw. eine neue Farbe bekommt, hat man die Bestätigung, dass man etwas erreicht hat. Vor dem schwarzen Gürtel haben alle Respekt. Das macht ihn besonders erstrebenswert. Man kann anderen damit zeigen, dass man weiß, wovon man redet und dass man Ahnung von diesem Sport hat.

Judith:
Der schwarze Gürtel steht für Dein Wissen. Mit jedem Gürtel muss man eine Kata vorzeigen. Es reizt einen, auf das hohe Niveau von bekannten Gürtelträgern zu kommen. Einen hohen Dan erreichen nur wenige. Es sagt etwas über die Person aus und darüber, dass sie diesen Sport schon ein Leben lang betreibt.

Auch ein „Gelbgurt“ kann schnell extrem saubere Techniken erlernen und besonderes Talent zeigen. Ein Schwarzgutträger aber zeigt in erster Linie seine Erfahrung, seine Philosophie und seine Haltung zu diesem Sport.